Mediacomposer 6

Nach einige Schnittschichten auf MC6 nun eine kleine Zusammenfassung. Der Mediacomposer 6 unterstützt noch mehr Hardware von Drittherstellern zur Ein- und Ausgabe des Materials. Features der Version 5.5 wurden weiter ausgebaut. Das Wichtigste ist aber, dass das Programm nun vollständig in 64bit arbeitet. Dieser Schritt bringt Performance – aber in der Übergangszeit auch Probleme. Inzwischen gibt es die Version 6.0.3 mit vielen Bugfixes. Und nun kann man die Software endlich professionell benutzen. Davor musste man sich mit wirklich sehr nervenden Bugs rumärgern. Zum Beispiel gab es Probleme mit der Tastaturbelegung – was professionelle Shortcut-Benutzer die Haare raufen lies. Manche Effekte produzierten Renderfehler. Eigenartiger Weise aber nur in Verbindung mit MojoDX. Naja, nun funktionierts weitestgehend.

An das neue GUI-Layout muss man sich gewöhnen. Das Timecode-Fenster und andere Tools verbrauchen etwas mehr Platz auf dem Bildschirm. Gerade der Audiomixer sieht jetzt zwar schicker aus, ist größer doch ich hab das Gefühl schneller ist man damit nicht wirklich. Versucht mal den Pan-Regler auf die Mitte zu machen! Früher ein einfaches ALT+Klick, jetzt dreht man wie wild an diesem Rädchen rum. Und wenn man nicht aufpasst dann separiert man die Stereospuren nicht richtig – wie im Beispielbild.

Kleine Macken gibts noch beim Export und beim Audio-Punch-In. Wenn Probleme mit den exportierten Files auftreten, ist es sinnvoll vor dem Export einen Video- und Audio-Mixdown zu machen. Beim Audio-Punch-In verhält es sich ähnlich. Gerade wenn Effekte der Audio-Suite benutzt wurden, kann der Rechner die Aufnahme verweigern und bricht mit einer Fehlermeldung ab. Dann die Spuren zusammen mischen und die anderen Spuren entfernen. Nicht vergessen vorher die Sequenz zu duplizieren!

Der Umstieg auf 64bit bringt schon eine bessere Performance. Zum Beispiel kann man jetzt manche Boris-Effekte in Echtzeit abspielen. Apropos Boris Continuum Complete: das Effekt-Paket wird nun nicht mehr automatisch im Bündel mitgeliefert, sondern muss separat erworben werden. Die Vollversion schlägt  mit 1595,- Dollar zu Buche, ein Update der Effekte kostet 495,- Dollar. Die alte 32Bit-Version von Boris Continuum Complete (und auch alle anderen 32Bit Plugins) lassen sich unter Mediacomposer 6 nicht mehr benutzen. Das wurde leider von Avid nicht wirklich offen kommuniziert und hat bei vielen Nutzern einen faden Nachgeschmack hinterlassen, zumal das Update von MC5.5 auf MC6 schon alleine 499,- Euro kostet. Hatte man das Mediacomposer-Update installiert, wunderte man sich warum keine Effekte mehr da waren. Das ist wirklich nicht das was sich Kunden wünschen. Einige Plugin-Hersteller haben deshalb kostenlose 64bit Varianten ihrerer AVX-Plugins den registrierten Kunden zur Verfügung gestellt.

Ein weiteres Problem ist die Kompatibilität der Mediacomposer-Versionen untereinander. Firmen sollten deshalb alle Rechner auf einmal aktualisieren. Projekte können zwischen MC5.5 und MC6 ausgetauscht werden. Die Bins werden dann automatisch „repariert“. Hat man in seiner Sequenz AVX-Effekte benutzt, sieht die Sache schon anders aus. Sicherheitshalber kann ich nur raten wieder einen Mixdown zu machen. Möchte man ein MC6 Projekt auf einem MC4 bearbeiten geht das nur mit Kunstkniffen und ist nicht zu empfehlen.

Was sonst noch? Das Drag+Droppen von Effekt-Icons fühlt sich schwammig an. Normalerweise lässt man das Icon auf den Clip fallen und fährt dann zügig mit der Maus weiter. Das Icon wird neuerdings aber mit „Verzögerung“ abgelegt. Ist nun die Maus gerade über einem anderen Clip bekommt dieser dann den Effekt. Ich hoffe das wird noch gefixt. Ein Direct-Out Ausspiel mit 4 Spuren via Firewire (zum Beispiel bei DV50) ist nicht mehr möglich. Sobald keine Breakout-Hardware angeschlossen ist, ist das Feld „Direct“ im Audio-Tool ausgegraut. Schade. Vorher konnte man auf DVC-PRO-Firewire-Mazen 4 getrennte Audiospuren ausspielen.

Fazit: Das der Umstieg auf 64bit Probleme bereiten würde ist klar. Immerhin mussten große Programm-Teile, wenn nicht sogar der komplette Code, neu geschrieben werden. Dafür funktioniert die Software inzwischen wirklich gut. Der Preis ist meiner Meinung nach viel zu hoch und viele Kunden werden noch länger bei ihrer funktionierenden 32Bit Version bleiben und erst später updaten. Ansonsten funktioniert das Schnittsystem wie man es kennt.

Nachtrag 1
Mediacomposer ist jetzt in der Version 6.5 erhältlich. Das Update von Pre-MC6.0 kostet nun mit 599,- Dollar 100,- mehr als vorher. Fühlt sich mal wieder nach fieser Avid Marketing-Politik an. Allen die noch nicht auf die 6.5 updaten wollen kann ich den Patch auf die Version 6.0.3.2 wärmstens empfehlen. Die Gui reagiert wieder schneller und viele Bugs wurden behoben.

Wenn ich mehr weiß, werde ich diesen Artikel aktualisieren. Cheers, Thomas